atmen zwischen den Kulturen (2)

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Nun ist unser Besuch aus dem Dorf wieder abgereist. Eine schöne Woche war es. Und der Kontrast ist stark, es ist plötzlich so still um uns. Einen Moment spüren wir den bekannten Luftloch-Effekt, der nach bienenhausigen Tagen auftritt. Auch meine Tochter spürt es, sie macht schon um 11Uhr morgens unaufgefordert ein 2 stündiges  Näppchen.
Ich bin erfreut wie die Verköstigung dieser Gruppe gut und unkompliziert vonstatten ging – zumal ich nicht die Massen-Köchin bin. Wir genossen ein Menümix aus der afrikanischen und europäischen Küche. Wohlbewusst, dass meine Schwiegereltern und Neffe zum ersten Mal Pizza serviert erhalten, und der weisse, zerschmolzene Mozzarella als Ei angeschaut wurde, nur um festzustellen, dass es eben kein Ei ist. Ein andermal gab es (Schweizer!) Senf zu den kenianischen Wienerli, die Apfelwähe und Scones zum Frühstück wurden geliebt. Mein Vollkornbrot war im Gegensatz zu dem süssen Toastbrot vom Laden gewöhnungsbedürftig und der Eisbergsalat wurde zu meinem erstaunen kräftig reingehauen – alles frische grüne wird hier normalerweise spinatmässig gekocht. Wir haben viel Ugali gegessen, das absolute Muss! Und natürlich haben wir kein einziges mal Gabel und Messer zur Hand genommen. Eintopfgerichte werden mit Löffel gemeistert. Alles andere von Hand. Und das schmeckt weitaus am Besten! Auch die frisch gerösteten Erdnüssli mit gezuckertem Schwarztee zwischendurch sind sooo fein! Der Tilapia aus dem Viktoriasee und die Omena (mini Fische) werden kaum übertroffen.
Die eineinhalbjährige Tochter meiner Schwägerin interessierte dies alles aber nicht, ihr Focus lag noch stark auf dem mütterlichen Busen, der ohne Wimpernzucken in aller Öffentlichkeit der Kleinen Dame hingehalten wird. Es muss erwähnt sein, dass es auch für die anwesenden Personen in der Runde kein Wimpernzucken gab, es ist einfach normal.
Grosses planen der Tage fand nicht statt. Denn es genügt, wenn man eine Stunde, vielleicht auch fünf Minuten vorher weiss, was man als nächstes unternimmt. Ausser am Tag vor der Abreise. Da wurde besprochen, dass sie nach dem Morgenessen losziehen werden – was aber keine Zeitangabe benötigte. 

Kurz vor der Abreise wurde noch ein bisschen geshopt, ein Kanga (afrikanischer Stoff) für die Co-wife meiner Schwiegermutter (so bezeichnen sich die Ehefrauen polygamer Männer) musste mit Sicherheit ins Gepäck!
 
(Foto: Ausflug ans Korallenriff)

atmen zwischen den Kulturen (1)

Unsere Eltern aus dem Village und die Schwägerin mit ihren zwei Kids sind zu Besuch. Sie haben die fast 1000km Busfahrt auf sich genommen und nutzten dazu die beste Zeit des Jahres, die Schulferien der Kinder. 
Alle freuen sich darauf. Ausser dem Vater hat noch niemand den indischen Ozean life gesehen, geschweige denn darin gebadet. Gespannt erwarten sie den Vergleich zwischen den Ufern des Viktoriasee´s und des Meeres. 
 
Ich bereite die Zimmer für die Gäste vor und freue mich, dass wir ihnen etwas Schönes bieten können, ein Wind-und Lichtdurchfluteter Raum mit Aussicht ins Grüne. Nach der ersten Tasse Tee ergibt sich eine Diskussion in der Muttersprache, welche ich nicht beherrsche. Ich erfahre, dass mein schön vorbereitetes Zimmer schon schön ist. ABER….die traditionellen Bräuche haben wir nicht mit eingerechnet. Nun ist es so, dass es den Eltern nicht erlaubt ist, unter dem selben Dach des Sohnes und seiner Familie zu schlafen noch die (selbstverständlich frisch gewaschene) Bettwäsche zu gebrauchen. Wir stehen einen Moment an, ja was nun?! Meine kleine, innere Rebellin meldet sich einen Moment zu Wort. Ach, diese ewigen Regeln, die dermassen einengen und nun können sie nicht mal unser schönes, gemütliches geniessen. Ich frage, was wäre denn, wenn sie trotzdem das Zimmer benützen würden. Die Antwort ist, sie wissen es nicht. Aber es wäre ein zu grosser Disrespekt ihrer Tradition gegenüber, die tief sitzt. Ich frage noch ein bisschen und verstehe etwas besser.
Mittlerweile ist die Lösung unterwegs. Unser Gärtner zeigt sofort Verständnis für die Situation. Denn in seinem Stamm gelten die ähnlichen Regeln. So räumt er ohne weiteres seinen relativ kleinen Raum heraus, macht Ordnung…und meine Schwiegereltern sind glücklich! Wir wollten ihm dafür in unserem Haus Platz einräumen. Doch er will lieber im staubigen Quell- und Lagerraum eine Ecke einrichten. Nun, lassen wir ihm diesen Wunsch – heute versuchen wir sicher niemandem mehr etwas „warm zu machen“ – solange alle zufrieden und glücklich sind.

Plötzlich sieht man sie überall

Es gibt so ein Phänomen, das ich beobachtet habe. Als Beispiel nennen wir mal den Kauf eines Autos. Eine Marke, die du noch nie gefahren bist, mit der du vorher auch nicht wirklich geliebäugelt hast. Nun sitzt du erfreut und stolz hinter dem Steuer, und plötzlich siehst du, etwas erstaunt, dieselbe Marke immer wieder an dir vorbeiflitzen. Du kannst einfach nicht anders als es unwillkürlich zu registrieren.

Mir geht es ähnlich in meinem 13 wöchigen Mutter sein. Ich registriere plötzlich alle Mamas und Papas mit ihren Kindern, die so deutlich ihre Kinder sind aber gar nicht danach aussehen. Die kleinen rufen nach Mama und Papa, sie sprechen in derselben fremden Sprache miteinander, sind sich nah. Es bewegt mich, es zu beobachten und es selber zu erleben.

Kürzlich im Restaurant. Ich bin auf dem Weg zur Toilette mit meiner Tochter und ihrer gleichaltrigen Freundin, mit etwas hellerem Hautteint. Der Mann vom Reinigungsdienst fragt, ob dies „meine“ sind. Ich zeige auf meine Tochter und sage, ja sie ist „meine“. Als Antwort bekomme ich ein verdutztes „was?“ mit einem amüsierten Gesichtsausdruck.
Na, er kann mir glauben, wenn er will.

Sommersonntag

Wie wäre es mit einem Tag der sich anfühlt als wäre ich daheim in der Schweiz, vor ca. 25 (!) Jahren?
Ein herrlicher Sommersonntag, draussen im Gras liegend, umgeben von einer Blumenpracht. Die Vögel zwitschern, der Gockel kräht. Für genügend Kuchen und Kaffee ist gesorgt und der Grill für am Abend steht auch bereit. Besucher gehen ein und aus, langweilig wird es nicht. Sonne und Wärme tun gut bis zuinnerst. Es liegt einfach etwas wohltuend Schönes in der Luft.
Heute lag genau diese seltsame Schönheit über unserem daheim hier in Kenia. Weshalb ich es ausgerechnet heute so wahrnahm weiss ich nicht. Und bei allem geniessen – an gewisser Wehmut und vermissen lieber Menschen „chomi ned dra verbii“.

Regenzeit ahoi

Im Gegensatz zu meinem Artikel „Duschsaison“ sind wir gerade in der luxuriösen Situation dass wir uns nachts zudecken können, ab und zu mal langärmlig herumlaufen und Socken anziehen und sogar eine warme Dusche wohltut! Wenn du auf den Thermometer schaust bist du vielleicht überrascht, dass der Zeiger immer noch auf 25 Grad Celsius zeigt.
Wie um Himmels Willen kann man es bei Mindesttemperaturen von 23 Grad kühl finden?